„Ein Pferd ist ein Pferd. Es hat keine Ahnung, dass es ein Klon ist.“

Die Liste

Wie viele Pferdeklone es heute gibt, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Südamerikanische und asiatische Labore, die kaum Einschränkungen durch das Tierschutzgesetz haben, drängen auf den Markt und produzieren Klone vom Band. Auch in den USA kann man Haustiere kommerziell klonen lassen.

KLONE BERÜHMTER PFERDE

Pieraz-Cryozootech-Stallion, geb. 2005, ist der Klon des Araber-Wallachs Pieraz (v. Pierscien/Farazdac), der in den 90ern zweimal Distanz-Weltmeister wurde. Pieraz 2 ist im Studbook Zangersheide eingetragen und deckt seit 2009 in Frankreich. Er hat über 30 Nachkommen.

Paris-Texas, geb. 2005, ist der Klon von Quidam de Revel (v. Jalisco B/Nankin), den dessen Besitzer Fleming Velin selbst für 250.000 Euro in Auftrag gegeben hat. Velin war die erste Privatperson, die einen Pferdeklon beauftragt hat. Paris-Texas ist 2012 in Belgien in den Deckeinsatz gegangen.

E.T.-Cryozootech-Stallion, geb. 2006, ist der Klon von Hugo Simons Spitzenpferd E.T. FRH(v. Espri/Garibaldi II). E.T. 2 ist ebenfalls im Studbook Zangersheide eingetragen und deckt seit 2008 in Frankreich. Sein Tiefgefriersperma ist seit 2012 weltweit erhältlich. Am 25. März 2010 erblickte sein erstes Fohlen das Licht der Welt, mittlerweile hat er über 40 Nachkommen.

Poetin 1 und Poetin 2, geb. 2007, sind zwei Klone der Dressur-Weltmeisterin Poetin (v. Sandro Hit/Brentano), die mit einem Auktionspreis von 2,5 Millionen Euro zum teuersten Dressurpferd aller Zeiten wurde. Da sie bereits im Alter von 8 Jahren wegen Hufrehe eingeschläfert werden musste, stand sie der Zucht nicht selbst zur Verfügung.

Chellano Alpha Z, geb. 2008, war der Klon vom Zangersheider Spitzenvererber Chellano I(v. Contender a.d. Fayence – Holsteiner Stamm 6879) und deckte auf Zangersheide, bis er 2019 an einer Kolik einging.

Gemini, geb. 2008, ist der Klon des Vollblüters Gem-Twist (v. Good Twist a.d. Coldly Noble), der im Springsport eingesetzt wurde. Er war dreimal »Horse oft the Year« und gewann in Seoul Doppel-Silber. Mittlerweile kam noch ein zweiter Gem-Twist-Klon auf die Welt, beide sind im Anglo European Studbook (AES) eingetragen. Gemini steht im Deckeinsatz.

Calvaro-Cryozootech-Stallion, geb. 2008, ist der Klon von Willi Melligers »weißem Mythos« Calvaro V (v. Cantus/Merano). Bereits 2006 war ein Calvaro-Klon auf die Welt gekommen, hatte jedoch nicht überlebt. »Die Produktion dauerte fünf Jahre«, resümierte sein Erschaffer Dr. Eric Palmer. Der Calvaro-Klon war bei Geburt bereits zu 25 % an Investoren verkauft.

Levisto Alpha Z, geb. 2009, ist ein Klon des erfolgreichen Springhengstes Levisto Z (v. Leandro/Carolus I). Der Holsteiner ist unter Leon Melchiors Tochter Judy-Ann im Springsport erfolgreich und steht deshalb aktuell nicht im Zuchteinsatz.

Ratina Alpha Z, Ratina Beta Z und Ratina Gamma Z, geb. 2009, sind drei Klone von Ludger Beerbaums Superstute Ratina Z (Ramiro Z/Almè Z), die als erfolgreichstes Springpferd der Welt gilt. Beerbaum sprach sich öffentlich gegen das Klonen aus, doch Züchter der Hannoveraner Stute, die 2010 in Riesenbeck starb, war Leon Melchior. Er ließ ihre Kloninnen Ratina I und Ratina III erschaffen, die im Zuchteinsatz stehen. Ratina II starb bei einem Weideunfall – als Ersatz ließ das Gestüt einen weiteren Klon anfertigen: Ratina Gamma Z.

Air Jordan Alpha Z (geb. 2009) ist ein Klon des Oldenburgers Air Jordan (v. Argentinus/Matador), der Daniel Deußer im internationalen Springsport über Nacht bekannt machte. Der Hengst war im Besitz von Jan Tops und Gestüt Zangersheide und wurde nach Italien verkauft.

Grande Dame II ist ein Klon von Grande Dame (v. Grannus/Ramino). Die Stute war unter Jan Tops und Judy-Ann Melchior bis 2008 im Sport erfolgreich und in mehr als 60 internationalen Springen platziert.

Top Gun Cryozootech, geb. 2010, ist der Klon von Top Gun La Silla. Der Hannoveraner v. Grannus/Winnetou war ebenfalls unter Jan Tops erfolgreich. Mit dem holländischen Team sicherte sich das Paar EM- und Olympia-Gold. Der Hengst starb 2005 im Alter von 23 Jahren.

Romulus 17 ist der Klon von Romulus 16 (KWPN v. Armstrong a.d. Warina), der unter Charles Damian von 1998 bis 2004 im britischen Spring-Team erfolgreich war und in die Vorauswahl für die Olympischen Spiele in Sidney kam. Seine jetzige Besitzerin Julia Harrison Lee ritt ihn erfolgreich im Amateur-Bereich. Sein Klon ist im Anglo European Studbook (AES) eingetragen.

Die holländische Deckstation Broere beauftragte 2011 Cryozootech mit Klonen des Niederländischen Warmbluts Jazz, der jahrelang das Ranking der besten Dressurvererber des Weltzuchtverbandes anführte. 2012 kamen zwei gesunde Fuchshengste zur Welt, die im KWPN-Stutbuch eingetragen sind.

Rusty Klon 1 und Rusty Klon 2, geb. 2012, sind die Reproduktionen von Ulla Salzgebers Olympia-Pferd Rusty (v. Rebuss/Akcents). Das Lettische Warmblut holte u.a. zweimal olympisches Mannschaftsgold sowie Einzel-Bronze und Einzel-Silber in Dressur.

Der Ausnahme-Springstar Pacino starb 2013 im Alter von 8 Jahren an einer Kolik. Als klar war, dass er den Kampf um sein Leben nicht gewinnen würde, spielte sein Reiter, der Ire McMahon, mit dem Gedanken, sein Once-in-a Lifetime-Pferd klonen zu lassen. Da kaum Gefriersperma des Hengstes verfügbar war, sah er darin die einzige Möglichkeit, dessen Gene für die Zukunft zu sichern. 2014 hatte er das nötige Geld zusammengekratzt, um den Plan in die Tat umzusetzen. Doch der Versuch schlug fehl. Auch ein weiterer Anlauf 2015 scheiterte. Für eine sechsstellige Summe machte sich vier Jahre später ein argentinischer Veterinär erneut daran, Pacino zu klonen. Und er hatte Erfolg.

Die Geburt von Pacino 2 in seinem Stall behielt Clem McMahon vorerst für sich. Inzwischen ist der Dunkelbraune aus der Petrischale zu einem stattlichen Dreijährigen herangewachsen. Zum Todestag seines berühmten „Vaters“ wurde das  Geheimnis um seine Existenz gelüftet und der Hengst der Öffentlichkeit präsentiert. Optisch ähneln sich Pacino 1 und 2 bis auf die Abzeichen an Kopf und Beinen stark. Doch auch das Interieur soll nahezu identisch sein. Selbst Pacinos Unsicherheit von draußen in eine Stallgasse einzutreten, hat sein Klon übernommen.

 

WIE WIRD EIN PFERD GEKLONT?

Um ein Pferd zu klonen, wird ihm ein fingernagelgroßes Stück Haut aus der Brust gestanzt. Die Zellen werden im Labor als Kultur angelegt und in flüssigem Stickstoff tiefgefroren. Zum Klonen wird die Konserve aufgetaut und mit einer entkernten Eizelle verschmolzen, sodass ein Embryo entsteht. Dieser wird dann einer Leihstute eingesetzt.

Das hört sich einfach an, doch die meisten Klon-Versuche scheitern. Der Embryo verkümmert oder es kommt zu Frühgeburten. Für diese hohe Fehlerquote werden sogenannte Imprinting-Defekte verantwortlich gemacht. Das heißt, dass die Prägung (imprinting) der Gene falsch abläuft. Denn ein Embryo, der im Reagenzglas erzeugt wird, ist anderen Bedingungen ausgesetzt, als einer, der in der Gebärmutter heranwächst.

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